Stefanie von Schroeter (*1971) ist eine abstrakte Malerin:


eine angenehm einfache, doch auch missverständliche Definition. Denn man sucht bei ihr vergeblich nach klaren Formen und strengen Linien, wie sie das Werk vieler Abstrakter bestimmen, darunter auch das von Professor Helmut Federle, dessen Klasse an der Kunstakademie Düsseldorf sie 2003 als Meisterschülerin abgeschlossen hat. Weit von den geometrischen Rastern der konstruktivistischen Schule entfernt, bewegt sich von Schroeter stets im floral-ornamentalen Bereich. Kandinsky ist hier naheliegender als Malewitsch, Claude Monet vielleicht, Helen Frankentaler, Cy Twombly und Per Kirkeby ganz sicher.
Klassische Mädchenfarben dominieren die Arbeiten von Schroeters, Rosa mit Gold, Violett auf Silber und somit eigentlich ein No-Go im nach wie vor chauvinistischen Kunstsystem. Doch mit einem ironischen Augenzwinkern setzt sich von Schroeter über diese Stigmatisierung hinweg und betritt selbstbewusst und siegessicher das verbotene Land der süßen Früchte. Dabei wirken ihre Kompositionen nicht lieblich, sondern überraschend raumergreifend, ja regelrecht brutal, getrieben von der brachialen Gewalt ihres Pinselduktus, dem pastosem Spachtelauftrag und der netzhaut-zersetzenden Farbigkeit.
Fluoreszierend giftige Flächen beherrschen das Format. Zarte Pastelltöne prallen auf leuchtendes Rot oder saures Grün. Die erst aufgespachtelte, dann wieder abgeschürfte Farbe changiert und leuchtet wie das Kleid eines Pfaus. Das Jugendstil-Silber bildet einen monochromen Hintergrund und sorgt somit für einen flüchtigen Zusammenhalt der rivalisierenden Flächen. Zum Ende werden über das teils vor Farbe triefende, teils jungfräulich spröde Leintuch zaghafte Linien gezogen, Fäden, die jeden Moment zu reißen drohen und dennoch einen gewissen Halt bieten.
Mit ihrer klugen, reflektierten und dennoch betont sensuellen Malerei feiert von Schroeter ein glamouröses Farbspektakel voller subtiler Brechung und bewusster Irritation. Es ist ein ständiges Oszillieren zwischen dem Geistigen und dem Fleischlichen in der Kunst, zwischen Abstraktion und Figuration, Zerbrechlichkeit und Brutalität, romantischer Schwärmerei und purer Gewalt.Eine erfrischend neue, ambitionierte Malerei aus dem Reich der verwunschenen Gärten, schönen, aber Tod bringenden Anemonen und tollwütigen Nymphen in rosa Tutu.